Freitags war Muttertag, weshalb ich keine Schule hatte und
mit der Familie und dem Freund meiner Gastmutter in einem kleinem Park ging. Morgens gingen wir zuerst zur Feier des Tages frühstücken in ein Restaurant. Danach fuhren wir in den INBio parque. Dort
gab es ein Schmetterlingshaus und viele Wege durch den kleinen Wald, mit Stationen, an denen zum Beispiel Schlangen, Spinnen oder Frösche in Vitrinen ausgestellt wurden. An einem
Fluss haben wir einen Schwarm grüner Vögel gesehen und an einem Baum hing ein
Faultier. Es war wirklich richtig schön und auch das Wetter war perfekt, sodass
wir den halben Tag dort blieben.
Abends habe ich mit meinen
Gastschwestern Mini-Cupcakes gebacken, die zwar leicht in die Hose gingen, weil
die Spritztüte mit der Glasur platzte und einige Cupcakes von oben bis unten
ganz dick mit grüner Butter-Zucker-Creme verschwunden waren, aber trotzdem noch
lecker waren.
Samstags haben wir nichts gemacht!!! Wirklich nicht viel! Alle haben ausgeschlafen und ich habe angefangen den ersten Satz Karten und Briefe an meine Freundinnen zu schreiben. Es fehlen noch Briefmarken, also kann es noch dauern, bis ich die losschicke/ankommen. Mittags ging's zu meiner Gastoma. Dort haben meiner "Schwestern" Fernsehn geschaut, bis ihr Vater kam. Dann haben sie mit ihm rumgealbert und ich habe mich nach draußen gesetzt und Tagebuch geschrieben. Es war schönes Wetter und ich finde es echt schade, dass alle Grundstücke umzäunt sind, mit Wand oder Gitter. Die Kriminalität ist hier anscheinend so sclimm. Aber es ist doof, denn so setzt man sich "raus", sitz man in Wirklichkeit nur auf einer Treppenstufe und starrt durch das Gitter nach draußen.
Sonntags war ein ruhiger Tag. Wir waren bis mittags im Haus. Dort stand sowas wie ein Wochenputz an. Meine Gastmutter wusch, Ashley räumte (mehr oder weniger) auf und Valeria half mir beim Spülen und Ashley beim Aufräumen. Dann gingen wir zu unserer Oma, denn der Vater war da und er wollte uns auch abends mit der Oma zu einer Kirche fahren, in der mein "Onkel" und meine "Tante" tätig waren. Es fand ein Muttertags-Gottesdienst statt. Dieser war SEHR anders als in Deutschland!! Zuerst wurde ca. eine Stunde in der großen Kirche ein "normaler" Gottesdienst gefeiert. Allerdings wurde wesentlich mehr gesungen und zwar auch modernere Lieder. Es gab keine Orgel, sondern mein Gastonkel spielte vom PC Lieder ab, die gesungen wurden. Als ich dachte, dass der Gottesdienst nach einer Stunde vorbei war, gingen wir in einen kleinen Raum neben der Hauptkirche. Dort wurde dann aber mal so wirklich Muttertag gefeiert. Diesmal ohne Priester, sondern mit einem Ehepaar, wurde gefeiert. Nach einer Art Begrüßung und fast zehnminütiger Rede, gingen die Kinder in einen Nebenraum und bastelten dort und feierten einen Kindergottesdienst. Ich blieb bei meiner Oma. Zuerst sang der Chor ein Stück, aber dann ging es wirklich los: Das Ehepaar kniete sich vorm Altar nieder und begann Sprüche zu der Musik aufzusagen. Mal leiser, mal lauter. Das ging eine halbe Stunde lang so, dann sang jemand im Chor Gebete. Die Gottesdienstbesucher knieten derweil die ganze Zeit auf den Knien und hielten die Arme zum Himmel oder waren total zusammengesunken. Einige hielten sich am Partner fest oder weinten sogar. Über zwei Stunden wurden Lieder gesungen und gebetet. Dann mussten die Männer rausgehen und alle Frauen wurden gesegnet. Die Männer kamen mit Rosen zurück zu ihren Ehefrauen und vier gingen nach vorne zum Pult und gestanden die Liebe, was wieder wirklich schön war. Danach war Schluss mit dem Gottesdienst und alle gingen in einen Raum, in dem es (kostenlos!) Essen gab.
Montags war ganz normal Schule und dienstags auch. Mittwochs bis freitags war eine Art Messe, eine "feria", in der Schule, bei der die Arbeiten in Kunst verkauft wurden. Es mussten allerdings alle da sein, aber nicht alle helfen. Die "Schule" fing erst um 8 Uhr, also eine Stunde später, an, aber der Bus fuhr natürlich nicht später. Also durfte ich zuerst 1 1/2 Stunden warten, bis ich in die Schule musste und dann bis um 3 Uhr warten, bis sie aufhörte. Wie morgens war auch nachmittags der Busfahrer nicht flexibel und ich durfte noch eine Stunde warten, bis der der Minivan kam, was vor allem mittwochs doof war, weil es geschüttet hat wie aus Kübeln, die Bushaltestelle eine Straßenecke ohne Dach war und die Schule geschlossen war.
Freitags abends hatte ich meinen ersten richtig großen Heimweh-Schub. Eine Stunde lang ging's mir so richtig beschissen und habe geheult wie ein Schlosshund, weil ich euch alle vermisst habe. Mir fehlten wirklich alle, mein Vater zum Fußball schauen (die Bundesliga hatte ja an dem Tag angefangen), meine Freundinnen, die mich verstanden, nicht nur in der Sprache, meinen Hund Xena, weil sie halt so ganz anders und nicht soooo nervig wie die kleinen Hunde meiner Gastmutter sind, das leckere deutsche, abwechslungsreichere Essen,... Meine Gastmutter kam dann zu mir ins Zimmer und nahm mich in den Arm und tröstete mich und sagte mir, dass sie total froh sei, mich hier zu haben. Ich sei wie eine Tochter für sie und es würde sie traurig machen, wenn ich traurig bin. Sie holte mich hoch in ihr Schlafzimmer, in dem der Rest der Familie war, und dort spielte ich Nintendo mit den Geschwistern, um mich abzulenken.
Der Samstag war wieder ein "Gammeltag" an dem meine Gastschwestern Tanzunterricht hatten und danach zur Großmutter gingen und meine Mutter nachmittags bis um 9 Uhr Unterricht im Hundefrisieren hatte. Ich blieb zu Hause und schaute mir Videos an, las, schrieb Tagebuch und spülte den Berg Geschirr, der sich in der Spüle türmte. Außerdem versorgte ich die Meerschweinchen und Katzen. Als meine Gastmutter um viertel vor zehn zurückkam, war sie ohne Kinder, denn die machten bei der Oma die Tür nicht auf, weil sie schon schliefen. Also hatten wir einen Abend zu zweit, erzählten, aßen zu Abend und gingen um 12 ins Bett. Deswegen schliefen wir am nächsten Tag auch bis 10 Uhr, was allerdings den Nachteil hatte, dass, da es ja zwischen 8 und 17 Uhr kein fließend Wasser im Haus gab, ich mich mit kaltem Wasser abgoss und mir so die Haare "wusch". Nach dem Frühstück holten wir dann die Kinder ab und fuhren zu einer Buchmesse. Dort blieben wir bis 2 Uhr, dann ging's zurück nach Hause und ich half Valeria bei Englisch, denn sie schreibt am Mittwoch und sie ist nicht so gut. Dann sah ich, wie die deutschen U-20 Frauen in Kanada gegen Nigeria den WM-Titel gewannen :)
Und jetzt liege ich in meinem Bett und will morgen nicht in die Schule...
Anna :)